Auf 100.000 Quadratmetern an der Giselbertstraße wächst Buxtehude. Ein früherer Bürgermeister in Ruhestand und ein junger Tischler sind unter den neuen Bewohnern. Wie es in Buxtehudes zurzeit größter Neubausiedlung weitergeht.
Rosemarie und Günter Schadwinkel vor dem Mehrfamilienhaus an der Elise-Fischer-Straße. Foto: Sulzyc
Buxtehude. Ein in der Region Prominenter ist in die Neubausiedlung an der Giselbertstraße gezogen: Seit September lebt der frühere Neu Wulmstorfer Bürgermeister Günter Schadwinkel (77) zusammen mit seiner Ehefrau Rosemarie (71) in einem Mehrfamilienhaus des dritten Bauabschnitts. Ihr 180 Quadratmeter großes Einfamilienhaus mit Garten in Apensen brachte ihnen am Ende zu viel Mühe mit sich. 92 Quadratmeter groß ist ihre Mietwohnung in Buxtehude jetzt. „Wir haben uns halbiert“, sagt Günter Schadwinkel, der bereits als Bürgermeister für scherzhafte Sprüche bekannt war.
Natur auf der einen Seite – die Bahn auf der anderen
50 Meter entfernt von dem Mehrfamilienhaus fahren die S-Bahnen und Regionalzüge vorbei. „Ich bin Modelleisenbahner. Mich stören Bahngeräusche nicht“, sagt Günter Schadwinkel. Der Bau eines Walls entlang der Gleise sei geplant. Auf der anderen Seite des Baugebiets erstreckt sich die Feldmark mit Wettern. Rehe nahe der Siedlung haben die Schadwinkels gesichtet. „Ich muss wohl einen Jagdschein machen“, kommentiert das Günter Schadwinkel.
An der Giselbertstraße wächst Buxtehude um insgesamt 100.000 Quadratmeter. Zwei Drittel des Gebiets gehören der Stadt Buxtehude, das übrige Drittel bebaut die HBI Hausbau Immobiliengesellschaft. Es ist Buxtehudes derzeit größtes Neubaugebiet. Rund 400 Wohnungen sollen am Ende entstehen.
211 Wohnungen hat die HBI seit 2020 bereits errichtet, davon 43 im dritten Bauabschnitt. Dieser erstreckt sich entlang der Winfried-Ziemann-Straße und der Elise-Fischer-Straße – neue Straßennamen, die selbst nicht jeder Einheimische kennt.
12,44 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter
Die durchschnittliche Nettokaltmiete im dritten Bauabschnitt liegt nach Angaben der HBI bei 12,44 Euro pro Quadratmeter. Die Nettokaltmiete werde alle drei Jahre um drei Prozent erhöht. 13 sogenannte mietpreisgedämpfte Wohnungen hat die HBI im dritten Bauabschnitt errichtet. Ihre Nettokaltmiete liegt in den ersten fünf Jahren bei 7,75 Euro pro Quadratmeter. Ein Blockheizkraftwerk versorgt die Neubausiedlung mit Fernwärme.
Lucas Wientzen auf dem Balkon seiner Wohnung an der Winfried-Ziemann-Straße. Foto: Sulzyc
Die Mietpreise empfindet Lucas Wientzen als fair. Der 23-Jährige lebt seit Juni im dritten Bauabschnitt. Er stammt aus Buxtehude, arbeitet als Tischler in Stade. Mehrere ähnlich junge Leute sind unter seinen Nachbarn. Wer aus dieser Tatsache auf Partylärm schließen möchte – hellhörig sind die Wohnungen offensichtlich nicht: „Ich höre von den anderen Mietern gar nichts“, sagt Lucas Wientzen. Wie lebt es sich in der ersten eigenen Wohnung? „Ist unkompliziert“, antwortet er.
Die meisten Mieter in den 43 Wohnungen des dritten Bauabschnitts stammen laut HBI aus Buxtehude. Zehn Mietparteien seien aus Hamburg hergezogen, die zweitgrößte Gruppe. Die übrigen kommen entweder aus der näheren Umgebung (Apensen, Horneburg oder aus dem Alten Land) – oder aus Wiesbaden.
76 Wohnungen werden in einem geplanten vierten Bauabschnitt entstehen. Die Bauarbeiten beginnen voraussichtlich im Mai oder Juni 2024, sagt Niels Kohlhaase, Referent der HBI-Geschäftsführung.
Stadt hat kein Geld: Gemeinschaftshaus fällt aus
Indes hinkt die städtische Infrastruktur hinterher. Eine Kindertagesstätte mit 130 Plätzen in dem Gebiet soll 2025 entstehen. So ist zumindest der Plan. Zurzeit denkt der Rat der Stadt noch darüber nach, ob die Außenspielfläche an dem Kita-Neubau nicht über das gesetzlich vorgesehene Mindestmaß hinaus erweitert werden soll.
Von der Planung, Außenspielfläche auf dem Dach der Kita zu schaffen, hält Rosemarie Schadwinkel nichts. „Kinder wollen beim Spielen die Natur erkunden und die Regenwürmer in der Erde sehen“, sagt sie.
Die ursprüngliche Idee, ein Gemeinschaftshaus für die Bewohner der Neubausiedlung an der Giselbertstraße zu bauen, soll nach TAGEBLATT-Informationen auf unbestimmte Zeit verschoben sein. Grund sei die angespannte Haushaltslage der Stadt Buxtehude.
Der Neu-Buxtehuder Günter Schadwinkel indes mahnt dringend die Modernisierung der Giselbertstraße an. Die Fahrbahn sei im sanierungsbedürftigen Zustand. Der Mann ist vom Fach – schließlich war er auch als Bauamtsleiter der Gemeinde Neu Wulmstorf tätig.
Buxtehuder Tageblatt, 30. Oktober 2023, Autor: Thomas Sulzyc